Mercedes eActros im Alltagseinsatz

Ungewohnte Stille

Seit über einem Jahr ist der elektrische Mercedes eActros bei elf ausgewählten Kunden im Testeinsatz. Darunter ist auch eine Logistik-Firma. Die hat ihre speziellen Erfahrungen gemacht.

Ein Fahrzeug, vom dem es derzeit gerade mal 11 Stück gibt. Ein 25-Tonner von Mercedes angetrieben von zwei Elektromotoren mit jeweils 125 kW/170 PS, der Strom kommt aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit 240 kWh und reicht für fast 200 Kilometer. Aufgeladen wird in drei bis elf Stunden, je nach Power der Ladesäule. Der eActros, der für den Verteilerverkehr auch im Nahverkehr unterwegs sein wird, soll in zwei Jahren in die Serienproduktion gehen. Die Testarbeit mit dem Zukunftsbrummi leisten seit gut einem Jahr auch ganz normale Kunden

Einer davon ist Schmitt Logistik in Ötigheim nahe von Rastatt. Das Unternehmen beliefert das nahegelegene Daimler-Werk mit Teilen, früher mit einem Diesel-Truck, heute mit dem Stromer. Geschäftsführer Rainer Schmitt: „Wir haben den eActros seit gut einem halben Jahr im Einsatz, fahren im Dreischichtbetrieb täglich exakt 168 Kilometer. Am Anfang waren wir vorsichtig und haben nach jeder Tour sofort nachgeladen. Heute machen wir das einmal täglich, ganz entspannt auf unserem Werksgelände“.

Der Chef zitiert seine Fahrer, die ständig mit dem dicken Vorboten des E-Zeitalters unterwegs sind. Er sind vorwiegend positive Reaktionen. Schmitt: „Meine Kollegen genießen die Ruhe, die so ein Elektroauto mit sich bringt. Erst bei flotterer Fahrt sind dann die Abrollgeräusche der Reifen zu hören“. Weitere Pluspunkte ist die geschmeidige Beschleunigung ohne die Schaltrucke eines klassischen Lkw. Was allerdings zu einem unerwarteten Effekt bei den Tests führte. Rainer Schmitt: „Wir haben anfangs die Wirkung der Power eines E-Motors unterschätzt. Diese Rasanz wirkt sich auf den Laderaum aus, so dass wir unsere Güter intensiver sichern und festzurren müssen als bisher“.

Weitere Erfahrungen mit dem eActros: Gerade im Stadtverkehr auf den letzten Metern vor dem Ziel bei langsamer Fahrt ist der E-Motor zum Beispiel für Fußgänger oder Radfahrer kaum zu hören. Ein bekanntes Problem auch bei Pkw. Schmunzelnd berichtet Rainer Schmitt über seine Erfahrungen beim Laden mit einer 80 kWh-Station. „Obwohl das Gewerbegebiet, in dem sich unser Unternehmen angesiedelt hat, erst zwei Jahre alt ist, könnten wir jeweils nur einen solcher Lkwladen. Ein zweiter eActros an einer weiteren Säule würde das Stromnetz der zuständigen Gemeinde zusammenbrechen lassen“. Deshalb muss die Firma Schmitt eine von Daimler gestellt mobile Ladesäule nutzen. Deutsche Realität beim Start ins elektrische Zeitalter.

 

Link: Focus

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