Elektro-Lkw erobern die Straßen

Branche fährt elektrisch in die Zukunft

Die Vorbereitungen für den nächsten Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw laufen auf Hochtouren. Und auch bei rein batterie-elektrisch angetriebenen Lkw geht es voran, wie der Zukunftskongress Nutzfahrzeuge 2019 zeigte.

Auch in Schleswig-Holstein steht der Oberleitungs-Lkw in den Startlöchern. Nachdem in Hessen bereits zwei Lkw mit Geweih auf der A5 unterwegs sind – einer für die Spedition Schanz und einer für Meyer Logistik –, folgt nun das nächste Bundesland. Die Elektrifizierung eines Teilabschnitts auf der A1 zwischen Reinfeld und Lübeck sei quasi abgeschlossen, teilte Stefan Ziegert, Product Manager im Bereich Alternative Transportlösungen bei Scania Deutschland, beim Zukunftskongress Nutzfahrzeuge 2019 von Dekra in Kooperation mit lastauto omnibus, trans aktuell und Tele Traffic in Berlin mit.

Praxispartner im Norden der Republik ist die Spedition Bode, die später bis zu fünf Oberleitungs-Hybrid-Lkw auf der Strecke einsetzen soll. Bode will mit dem Projekt zeigen, wie sich eine emissionsfreie Supply Chain verwirklichen lässt. Die Scania-Lkw mit Stromabnehmer kommen im Vor- und Nachlauf zum Kombinierten Verkehr (KV) zum Einsatz. Auch der Hauptlauf ist emissionsfrei, sofern Elektro-Loks die Traktion übernehmen.

Fahrner, Huettemann und Schmitt machen in Baden-Württemberg mit

Das dritte Projekt mit den Oberleitungs-Lkw in Baden-Württemberg lässt dagegen noch etwas auf sich warten, was Ziegert auch auf die erschwerten Einsatzbedingungen auf einer belasteten Bundesstraße, die Rede ist von der B462, im Murgtal zurückführt. Dort sollen ebenfalls fünf Lkw zum Einsatz kommen, Logistikpartner dort sind Fahrner und Huettemann, aber auch Schmitt Logistik aus Bietigheim.

Schmitt stellt mit einem rein elektrisch angetriebenen eActros einen Gegenentwurf zum Lkw mit Stromabnehmer auf die Straße. Seit Sommer schon ist das Fahrzeug bei dem Logistikdienstleister im Shuttle-Verkehr unterwegs. Der Stromer verkehrt im Dreischichtbetrieb, nach jeder Tour wird zwischengeladen. „Mit der Reichweite und den Ladezeiten kommen wir in der Praxis gut klar“, so das Fazit von Geschäftsführer Rainer Schmitt. Er ist aber auch neugierig darauf, wie sich das Fahrzeug außerhalb eines Shuttle-Einsatzes schlägt, daher experimentiert er mit unterschiedlichen Nutzlasten und Relationen. Bisher hat der eActros bei Schmitt rund 11.000 Kilometer absolviert. Warum er das mache und sich mit der E-Mobilität auseinandersetze, werde er häufig von seinen Kollegen gefragt. „Weil wir nie wissen werden, ob es sich lohnt, wenn wir es nicht ausprobieren.“

Rhenus wünscht sich mehr Pioniergeist

Auch Sascha Hähnke, Geschäftsführer von Rhenus Trucking, würde sich mehr Pioniergeist von Spediteuren wünschen. „Lasst uns aufhören, über Schwierigkeiten zu reden, zu diskutieren und alles kaputt zu schreiben“, appellierte er. „Lasst uns anfangen, diese Fahrzeuge einzusetzen.“ Er geht mit gutem Beispiel voran und hat die ersten rein elektrisch angetriebenen Lkw von DAF bei der Rhenus-Tochter Contargo in Betrieb genommen. Weitere Elektro-Lkw der Umrüster E-Force One und Framo sind bestellt.

Einer der Pioniere bei Elektro-Fahrzeugen ist auch der Textillogistiker Meyer & Meyer aus Osnabrück, der als einer der ersten batterie-elektrische Verteiler-Lkw umgerüstet und sich mit Batterie-Tauschsystemen beschäftigt hat. Aufsichtsratsmitglied Rolf Meyer würde gerne zehn Elektro-Lkw von MAN auf einen Schlag kaufen – wenn er sie nur bekommen würde. Oliver Klug, Senior Vice President im Bereich eMobility bei MAN, warb aber um Verständnis, dass das kurzfristig wohl noch nicht möglich sei.

„Zehn auf einmal können wir nicht zusagen“, sagte er. Insgesamt 50 Fahrzeuge umfasst die Kleinserie, die MAN nach eigenen Angaben seit Sommer produziert. Seit Ende 2017 hat der Hersteller die ersten eTGM einigen Mitgliedern des Council für nachhaltige Logistik (CNL) in Österreich aus einer Vorserie in unterschiedlichen Ausführungen für einen Praxistest zur Verfügung gestellt – unter anderem an die Gebrüder Weiss, Quehenberger oder Händler wie Hofer, Spar oder die Metro. „Die Fahrzeuge laufen extrem zuverlässig und robust“, erklärte Klug. „Natürlich sehen wir aber noch viele Herausforderungen bezüglich Kosten, Preis und Ladeinfrastruktur.“

Quelle: Eurotransport

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